10.01.2014 |
TSV Lunestedt - Morez Haut Jura 1:4
Intercup gegen Franzosen trotz Niederlage ein voller Erfolg
So etwas hat es in Lunestedt noch nie gegeben. Und vermutlich auch in
anderen Oberliga-Vereinen nicht. Dass dieses Zweitrundenspiel gegen
„Morez Haut Jura“ aus Frankreich ein ganz besonderes werden sollte,
spürten Spieler und Zuschauer spätestens eine Stunde vor Spielbeginn,
als die Halle erstaunlich gut gefüllt war und sich die spätere
Hexenkessel-Atmosphäre bereits abzeichnete. Matti, Marcel und ich fanden
uns beim Warmspielen auf einem echten Centercourt wieder. Ringsherum
waren Stühle und Kästen aufgebaut. An den Wänden standen Podeste, damit
man auch aus der letzten Reihe noch optimal sehen konnte. Sogar einen
VIP-Bereich für Sponsoren und Presse gab es. Als dann noch Techniker der
Nordsee-Zeitung insgesamt vier Kameras für einen Livestream und der DJ
seine Anlage aufbaute, wurde es allmählich kribbelig. Gespannt
beobachtete man die für Morez spielenden Chen Jia, Xu Gang und
Mananjaona Hajampirenena, der von allem der Einfachheit halber „John“
genannt werden durfte, beim Einspielen. Da wir bereits am Vormittag
zusammen mit diesen drei Akteuren trainiert hatten, wussten wiruim deren
Stärke. Doch der ein oder andere Zuschauer staunte nicht schlecht, als
Xu Gang und Chen Jia sich die Topspins um die Ohren zogen. Die
Stimmung noch mehr zum kochen brachte dann Matthias Berlinke (Nordsee
Zeitung), der mit Mikrofon in die Box stieg und das Spiel anmoderierte.
Nach einem Interview mit Coach Timo Buhr, der Rede und Antwort stand,
stellte er kurz das Team aus Frankreich vor. Dann folgte etwas, das mir
beim Gedanken daran noch immer eine Gänsehaut beschert. Durch die
Lautsprecher schallten die ersten Töne von Wladimir Klitschko's
walk-on-Lied „Can't Stop“ von den Red Hot Chili Peppers, während
Berlinke erst Marcel, dann mich und dann Matti unter lautem Beifall
einlaufen ließ – ein irres Erlebnis. Das erste Match bestritt Matti,
der seine Sache vor über 300 Zuschauern sehr gut machte. Von Aufregung
war nicht viel zu spüren. Sein Gegner Xu Gang, die Nummer 2 an diesem
Tag, wusste nicht so recht wie ihm geschah, als er im ersten Satz von
Matti mit 11:2 überrollt wurde. Auch in Satz zwei zog Matti auf 4:0
davon, ehe Xu Gang sich akklimatisierte und der Körpersprache nach zu
urteilen im Match angekommen zu sein schien. Er dreht diesen Satz noch,
doch Matti ließ sich nicht die Show stehlen. Satz drei verlief
ausgeglichener – mit dem besseren Ende für den Lunestedter. Wahnsinn,
lag hier vielleicht das erste Break in der Luft? Die Entscheidung fiel
erst im fünften Satz, der für Matti alles andere als gut begann. Er lag
mit 0:4 zurück, ehe Timo eine Auszeit nahm, um den Spielfluss des
Chinesen zu unterbrechen und Matti nochmal neu einzustellen. Und
tatsächlich klappte es, Matti fightete sich wieder heran und machte beim
Stand von 8:8 zwei Punkte bei eigenem Aufschlag. Zwei Matchbälle, der
Sieg zum Greifen nah. Denkste. Auf einmal stand es 10:10, da Matti beim
Rückschlag vielleicht etwas zu verhalten agierte. Den folgenden
Aufschlag, der etwas zu hoch geriet, bekam er von Xu Gang gleich um die
Ohren gefeuert, sodass plötzlich dieser seinen ersten Matchball hatte.
Er spielte einen Aufschlag mit einer unangenehmen Länge, den Matti erst
ziehen, doch dann doch lieber schupfen wollte. Der Ball blieb an der
Netzkante hängen – aus der Traum. Wirklich schade, da dies eine
faustdicke Überraschung gewesen wäre. Nichtsdestotrotz hat Matti ein
extrem gutes Spiel gemacht seine knallharte Vorhand, sowie seine
schnellen Beine mal wieder unter Beweis gestellt. Nachdem Berlinke
Matti direkt nach dem Spiel interviewt hatte, stand mir die schwere
Aufgabe bevor, gegen Chen Jia anzutreten. Wenn ich mich richtig erinnere
ist er die Nummer 11 in Frankreich, was ich in den ersten beiden Sätzen
auch deutlich zu spüren bekam. Nie konnte ich eine Führung erspielen.
Die wenigen guten Bälle, die ich zeigen konnte, sorgten immer nur dafür,
dass die Lücke wieder etwas mehr geschlossen wurde. Aber richtig in
Bedrängnis bringen konnte ich Chen Jia nicht. Dafür war er im
Aufschlag-Rückschlag-Bereich viel zu stark. Auch im dritten Satz lag ich
bereits mit 4:8 hinten, ehe ich eine kleine Aufholjagd starten und mir
ein 10:10 erkämpfen konnte. Kurz darauf, bei 11:11, verschoss ich einen
Turm und musste dem Chinesen dann zum Sieg gratulieren. Enttäuscht war
ich aber nicht, denn die Stärke meines Gegners musste ich schlicht weg
anerkennen. Einen sehr guten Tag erwischte Marcel, der am Tisch
ebenfalls recht abgebrüht und unaufgeregt wirkte. Im ersten Satz wurde
klar, dass „John“ nicht ganz so stark zu sein schien, wie die beiden
Chinesen. Hier lag etwas in der Luft und Marcel machte das Beste daraus.
Er nutzte gleich seinen ersten Satzball zum 11:9. Auch der zweite Satz
sah lange gut aus, doch eine 9:5-Führung reichte nicht für den
Satzgewinn. Er ließ sich den Satz noch klauen. Sehr wichtig würde also
der dritte Satz sein, in dem Marcel dem Mann aus Madagaskar lange Zeit
hinterherlief. Erst am Satzende, als es drauf ankam, konnte er einen
Gang hochschalten und tatsächlich mit 2:1 in Führung gehen. Ein
ähnliches Bild zeichnete sich im dritten Satz ab, denn auch hier lag
„John“ lange vorn. Doch Marcel machte sich mit einer kämpferischen
Leistung und guten Bällen unsterblich, indem er auch diesen Satz noch in
ein 11:9 umbog und damit den ersten Punkt für die Grünen einfuhr. Ging
da vielleicht doch noch was?
Nein. Denn obwohl Matti und ich
das vielleicht beste Doppel der Oberliga bilden, waren wir gegen die
Paarung Chen Jia und Xu Gang machtlos. Wir wurden regelrecht auseinander
genommen. Hier wurde sehr deutlich, dass uns die Chinesen vor allem
über dem Tisch klar überlegen waren. Immer wieder spielten sie Matti in
der tiefen Vorhand an oder flippten so präzise, dass wir nur noch
staunen konnten. Nach nur kurzer Spieldauer stand ein deutliches 0:3 zu
Buche.
Dennoch wartete man nun auf das Duell der
Spitzenspieler. Matti wollte sich mit Chen Jia messen. Hier wurde
schnell deutlich, warum der Chinese an Position 1 aufgestellt wurde. Er
dominierte Matti nach Belieben, vor allem mit den Aufschlägen. Ein ums
andere Mal gelang es Matti nicht, den Service richtig zu lesen. Chen Jia
konnte dann sofort nachsetzen und spielte Matti clever an. Das führte
zu einem leider verdienten 3:0-Erfolg. Das wiederum hieß, dass dieses
Intercupspiel mit 4:1 an Morez ging, die damit in die dritte Runde
einziehen.
Im Anschluss gab es noch ein Zusatzspiel zwischen
Marcy und Xu Gang, das der Chinese mit 3:1 für sich entschied. Dennoch
gab es hier ein paar schöne Bälle auf beiden Seiten zu bewundern. Auch
ich hätte nochmal in die Box gedurft, doch mein Gegner war scheinbar
nicht 100%ig fit und lehnte meine Anfrage bzgl. eines Bonusspiels
dankend ab.
Erwähnenswert ist sicherlich noch das nette
Beisammensein im Anschluss, das wir und auch die Gäste aus Frankreich
bei reichlich Bier und gutem Essen aus der Eiche sehr genossen haben.
Sehr sympathisch waren übrigens Xu Gang und Chen Jia, die noch mehrere
Sätze gegen einge Zuschauer spielten. Der DJ hat am späteren Abend auch
nochmal mächtig Gas gegeben, sodass die ganze Nacht durchgefeiert wurde.
Zurecht!
Ich möchte an dieser Stelle ein riesiges Dankeschön
an alle Helfer aussprechen, allen voran natürlich an Andre Holscher, der
wahnsinnig viel invenstiert hat, um dieses Event so gelingen zu lassen.
Das war große Klasse Andre!!! Aber auch allen Anderen, den Sponsoren,
den Zuschauern in der Halle und am Livestream, Helmut Koch, der sich
immer bestens um die Gäste gekümmert hat und sie von A nach B gefahren
hat, den Helfern in der Cafeteria und am Bierstand herzlichen Dank! Wir
Spieler sind uns einig, dass wir im nächsten Jahr wieder am Intercup
teilnehmen werden. Es war die beste TT-Veranstaltung, an der ich je
beteiligt war. Dennis Heinemann
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