TSV Lunestedt
+++Berichte+++Berichte+++Berichte+++Berichte+++Berichte+++

02.04.2014 TSV Lunestedt - TV Hude 6:9
 

Von Hunden und Laternen
 
Dirk Nowitzki sagte einst nach einer bitteren Niederlage der Dallas Mavericks: „Wenn Du alles gibst, kannst Du Dir nichts vorwerfen.“ Stimmt sicherlich. Blöd nur, wenn „alles“ einfach nicht genug ist...

In diversen Foren wurde die Ausgangssituation vor unserem letzten Saisonspiel gegen den TV zuletzt formschwachen TV Hude als brisant eingestuft. Und tatsächlich sollte es ein denkwürdiges Spiel werden. Wir gingen davon aus, dass uns ein Sieg den dritten Tabellenplatz bescheren würde und waren dementsprechend motiviert. Denn durfte man den etlichen Spekulationen vieler „Kenner“ Glauben schenken, so wird vermutlich sogar der Drittplatzierte noch die Möglichkeit haben, aufzusteigen. Zusammenhängen tut dies mit der Einführung einer neuen, dritten Liga zur Saison 2014/15 und der damit einhergehenden Ungewissheit, welche Teams in welcher Liga auflaufen werden. Die Aufstiegsgedanken waren also der eine Teil der Brisanz.

Teil zwei war, dass Martin Gluza, der in der kommenden Saison Lunestedts neue Nummer 1 sein wird, sein letztes Punktspiel für den TV Hude ausgerechnet in Lunestedt bestreiten würde. Heiß diskutiert wurde im Vorwege die Frage, wie er sich, wohl wissend, dass er seine und unsere Aufstiegschancen mit einer gewohnt starken Performance schwinden lassen könnte, verhalten würde. Die Augen der (teilweise auswärtigen) Zuschauer waren also besonders auf ihn gerichtet – keine leichte Situation.

Doch um es vorweg zu nehmen: Martin ist mehr als souverän mit dieser Aufgabe umgegangen und hat einmal mehr bewiesen, dass er einer der besten, wenn nicht sogar der beste Spieler der Liga ist. Hervorzuheben ist sicherlich das Spitzeneinzel gegen Matti, das vom Niveau her das beste Spiel des Tages war. Es konnte keine Rede davon sein, dass Martin vielleicht nicht mit der letzten Konsequenz zu Werke ging. Er gewann das Match und wehrte zuvor sogar mehrere Matchbälle ab. Ein echter Sportler eben.

Der Start in die am Ende über viereinhalb stündige Partie gelang uns, wie schon gegen Oesede, sehr gut. Doppel eins und drei punkteten, der Grundstein war gelegt. Danach folgte sogar das erste Break, denn Felix „The Angry Voice“ Lingenau war gegen Matti eigentlich schon auf der Siegerstraße. Ähnlich wie im Finale der German Open zwischen Ovtcharov und Mizutani wurden die spektakulärsten Ballwechsel bis zum Schluss aufgespart. Matti entschied die entscheidende Rallye, wenn auch durch einen Kantenball, für sich und baute somit die Führung aus. Dadurch war die Niederlage von Alex gegen Gluza nicht so schmerzhaft. Klar hatte Alex sich nach dem 2:0 gegen Oesede vorgenommen, auch Gluza zu ärgern. Ich fühlte mich an die Situation erinnert, als Altmeister Michael Schumacher sich im Jahr 2009 dazu entschied, es nochmal mit den jungen Wilden aufzunehmen. Gluza spielte die Rolle von Jenson Button – und war einfach schneller. Klingt womöglich vorwurfsvoll, ist aber keineswegs so gemeint.

Die Punkteteilung in der Mitte ging absolut in Ordnung. Steinbrenner machte mir das Leben ziemlich schwer. Während meiner Auszeit beim Stand von 0:3 im fünften Satz schaute ich Alex fragend an; mir fehlte das Mittel. Dennoch gelang mir mit ein paar guten Vorhänden das Comeback, während Pumpi gegen Mieschendahl leider das Nachsehen hatte. Bei ihm darf man gespannt sein, wie er sich nächste Saison schlagen wird, denn seine aktuelle Bilanz spiegelt längst nicht das wider, was Pumpi zu leisten im Stande ist. Ähnlich sieht es auch bei Timo und Bobby aus. Jeder weiß, was die Jungs können. Beide haben in der Vergangenheit schon deutlich bessere Ergebnisse erzielt, doch aktuell will ihnen das nicht gelingen. Bobby unterlag Dimitriu etwas ärgerlich in vier Sätzen. Entscheidend war wie so häufig der dritte Satz, der knapp an Hude ging. Timo konnte kämpfen so viel er wollte, Imig befand sich, wie Lingenau zu sagen pflegt, in der Matrix und ließ nichts anbrennen. Dennoch war zur Halbzeit noch alles möglich, Zwischenstand: 4:5.

Fast hätte Matti uns gegen Gluza mit einem weiteren Break im Spiel halten können, doch dieser konnte, wie bereits beschrieben, knapp die Oberhand behalten. Auch gegen Lingenau hatte Huuki sich einiges vorgenommen. Das Match war lange Zeit völlig offen, ehe der Huder mehr und mehr die Kontrolle übernahm und mit 3:1 eintütete. Das Spiel glitt uns förmlich aus den Händen.
Daran konnte auch ich in meinem Einzel gegen Mieschendahl, das bei uns beiden fast jedes Mal über die volle Distanz geht, leider nichts ändern, obwohl ich bei 9:7 im Fünften alle Möglichkeiten hatte. Fühlte sich an, als würde man beim Boxen zum entscheidenden Schlag ausholen und dabei seine Deckung außer Acht lassen. Zack, wird man ausgeknockt. So schnell kann's gehen. Umso wichtiger, dass Pumpi und auch Bobby sehr überzeugend mit jeweils 3:0 gewannen. Gerade Bobby fightete vorbildlich und ließ erkennen, wie es laufen kann, wenn die Körpersprache stimmt.
Und nun ging es erst so richtig zur Sache. Timo hatte die undankbare Aufagabe, gegen Dimitriu gewinnen zu müssen und uns somit ein Unentschieden zu sichern. Matti und ich hatten im Schlussdoppel bereits im Schnelldurchgang gegen Gluza/Mieschendahl gewonnen und feuerten Timo, zusammen mit den restlichen 97 Zuschauern, so laut es ging an. Die Sätze eins bis vier spare ich mir. Der Fünfte hatte es in sich – nichts für schwache Nerven. Nach ausgeglichenem Verlauf lag Timo am Ende mit 7:10 hinten. Niemand hat mehr an einen Sieg geglaubt. Nur einen interessierte dies scheinbar nicht: ihn selber! Drei Mal in Folge zog er mit der Vorhand so hart gegen, dass Dimitriu nur noch entgeistert gucken kann. Sogar einen Matchball erspielte sich Timo. Und doch schaffte er es nicht. Wir alle hätten ihm diesen Sieg nach der sehr durchwachsenen Saison gegönnt, denn er hätte der tragische Held sein können. Dass aber auch Dimitriu eine gute Leistung geboten und in der Verlängerung einen sehr mutigen Vorhandreturn versenkt hat, soll nicht unerwähnt bleiben.

Respekt an Hude, die nochmal all ihre Kräfte zusammengenommen und sich den Frust von der Seele gespielt haben. Damit habe ich in der Form nicht gerechnet. Aber das ist Sport. Mal gewinnt man, mal verliert man. Mal teilt man aus, mal muss man einstecken. Mal ist man Hund, mal Laterne. Diesmal sind wir die Laterne. Natürlich könnten wir jetzt maßlos niedergeschlagen sein. Wieder einmal war die Chance da, evtl. noch aufzusteigen. Doch was sage ich immer nach verlorenen Punktspielen: „Es ist halt nur Tischtennis“.
 Wir freuen uns sehr auf die nächste Saison, denn wir werden stärker denn je sein. Noch ist unklar, wer an Position sechs spielen wird. Auf einen jedenfalls, dürfen sich die Zuschauer jetzt schon freuen. Nämlich unsere neue Nummer eins. Sein Name: „Martin (G)luther King“!
 
Zum Spielbericht...

Dennis Heinemann