TSV Lunestedt
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19.08.11

Bericht über Europameisterschaften der Senioren

Liberec was??? Als 2009 in Kroatien Meldungen über den Austragungsort 2011 die Runde machten, mussten die meisten von uns sicherlich erst einmal einen Blick in den Atlas werfen, um diesen Ort ausfindig zu machen. Nun, Liberec (für die Älteren noch Reichenberg) hat ca. 100.000 Einwohner und liegt im Länderdreieck Polen, Deutschland, Tschechische Republik. Für uns aus dem Kreis Cuxhaven eine Fahrtstrecke bis etwa München. 


Nach dieser Erkenntnis reiften bei uns bald Pläne, wie wir vom TSV Lunestedt eine schlagkräftige Mannschaft/Touristengruppe auf die Beine stellen könnten. Mit fünf Eigengewächsen, zwei Eingebürgerten (Ralf und Karin) und Maskottchen Elke machten wir uns dann mit Michaels Bus auf den Weg gen Südosten. Weil kurzfristig unser Hotel verkauft und sinnvollerweise zum Altenheim umgebaut werden sollte, hatte Scharff-Reisen uns direkt im Sportkomplex untergebracht. Wie sich herausstellte, eine gute Entscheidung. 

Nach der Einquartierung und Akkreditierung erstes Beschnuppern der Gegend. Im Gegensatz zu vielen deutschen Städten dieser Größenordnung rollen in Liberec noch die alten Straßenbahnen. Nach munterem Schunkeln zur Endstation standen wir am Fuße des Jested, dem Hausberg von Liberec. Während sich die meisten bequem per Gondel auf den Gipfel bringen ließen, mussten Thorsten/Volkmar es unbedingt per „Spaziergang“ schaffen. Folge: Ein Ächzen und Stöhnen bei über 1012 m Höhe. Lohn für alle: eine tolle Fernsicht und ein leckeres Mahl im Berghotel (Nationalkulturdenkmal). 

Kurzfristig entschlossen wir uns dann zu einem Abstieg auf Rollern. Nach kurzer Erprobungsphase ging es dann mit viel Geschrei und hohem Tempo Richtung Tal. Aber nicht lange. Trotz Intensivkurs fand Karin nicht die Handbremsen, versuchte es mit den Füßen und landete kopfüber auf dem Asphalt. Gut, dass wir den Doc (Michael) vor Ort hatten. Dessen Diagnose: Prellungen/Abschürfungen, aber keine dauerhaften Schäden. Um ein Haar wäre hier für die Titelverteidigerin im Damen-Doppel (Ü 60) das vorzeitige Aus gekommen. Während Karin vom Doc auf dem Gepäckträger langsam zu Tal gebracht wurde, jagten die Übrigen, angeführt vom 75-jährigen Ralf, über die Piste. Dass bei Thorsten noch der Hinterreifen platzte und er einen zweiten Fußmarsch absolvieren musste, trugen wir dann schon wieder mit Humor. 

Im Hotel angekommen, ging es zur lauten, stimmungsvollen Eröffnungsfeier, die uns auf kommende europäische Aufgaben vorbereiten sollte. Am Interessantesten dabei das Ohnmächtigwerden der armen kleinen Fahnenmädchen, die der schlechten Luft zum Opfer fielen. 

Über einzelne „Heldentaten“ zu berichten erübrigt sich, dazu reichten unsere Spielstärken einfach nicht aus. Der ein oder andere Punkt aber blieb doch haften: Helmuts phantastische Ballonabwehr in den engen Boxen ließ die Gegner manchmal schockiert zurück, aber mehr noch die fallenden Umrandungen, die sich mehr in der horizontalen als vertikalen Lage wiederfanden. Oder das Doppel Helmut/Thorsten (Ü 40), das sich im Kampf um den Gruppensieg in einen Rausch spielte und die tobenden Zuschauer zu Jubelstürmen hinriss. Rüdiger/Michael (Ü 50) schafften ebenso den Einzug in die Hauptrunde wie Volkmar/Bernd (MTV Groß Lafferde). Während dort Michael leicht tänzelnd von zehn Bällen maximal einen traf und das Ausscheiden geradezu provozierte, kämpften sich Bernd/Volkmar bis ins Achtelfinale vor, wo sich die Beiden eine knappe Fünfsatzniederlage und letzterer ein tiefes blaues Auge holte. Bleibt noch unser Senior Ralf zu erwähnen. Der Bremer Landesmeister (Ü 75) gewann nicht zur seine Gruppe souverän, sondern freute sich auch diebisch über den Einzug in das Achtelfinale mit seinem Doppelpartner. Bei dieser kleinen Auflistung hätte ich fast Karin unterschlagen. Sie, die bislang jede EM/WM mitgespielt hat, zeigte auch diesmal wieder ihre Krallen. Im Einzel im Viertelfinale unterlegen, dominierte sie mit ihrer Doppelpartnerin Christine Lübbe (Stralsund) weitgehend das Feld und ließ sich erst im Finale stoppen.
Der Zeitplan einer Europameisterschaft lässt für private Unternehmungen großen Spielraum. Abends beim guten tschechischen Bier wurde in der Gruppe gefachsimpelt, Taktiken für den nächsten Tag besprochen, Chancen ausgerechnet. 

Am spielfreien Mittwoch durfte natürlich die Kultur nicht zu kurz kommen. Alle rein in den Bus, als „Ausländerin“ aus Bayern Karin Rauscher dabei, und schon ging es ab. Ziel: Isergebirge, Spindlers Mühle. An einzelne Städtenamen kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, an die herrlichen Häuser/Marktplätze aus glanzvolleren k.u.k.- Zeiten aber allemal.

Nach sieben ereignisreichen Tagen traten wir entspannt die Rückreise an und waren uns einig, Liberec war eine Reise wert, diese Stadt mit ihrem Flair hatte Eindruck hinterlassen. Daran konnten selbst Kleinigkeiten wie verschwundene Photoapparate und teilweise sozialistische Bedienungsformen in den Restaurants nichts ändern. Nach diesen rundum gelungenen Erfahrungen kann unser Motto für 2012 nur heißen: „ Stockholm, wir kommen“.

Fotos von der EM

 Volkmar Runge