TSV Lunestedt
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06.04.2016 TSV Lunestedt - Morliny Ostroda 3:4

Sensation verpasst

Die Überschrift meines Berichts zum ärgerlichen 7:9 in Bargteheide trug den Titel „Fünf Stunden für (fast) nichts“. Theoretisch hätte ich die copy & paste Funktion nutzen können, da diese Formulierung perfekt auf unsere 3:4 Niederlage gegen Ostroda passt. Wieder fünf Stunden Spielzeit, wieder alles gegeben, am Ende wieder nichts. Aber auch wieder nur fast nichts. Denn das, was sich da fünf Stunden lang abspielte, war natürlich trotzdem etwas ganz besonderes. Zwar kennen wir Spieler mittlerweile das Gefühl, vor laufenden Kameras an nur einem Tisch zu spielen und somit zwangsläufig im Mittelpunkt zu stehen, aber von Routine kann da trotzdem nicht die Rede sein. Spätestens, wenn Matthias Berlinke von der Nordsee Zeitung die Spieler in der für ihn typischen Art und Weise einlaufen lässt, beginnt es zu kribbeln. Und wenn man dann die erste Frage am Mikro gestellt bekommt, hofft man, sich nicht zu verhaspeln.

Unsere Gegner aus Polen, die bereits am Freitagabend angereist waren, machten schon während des Aufwärmens einen spielerisch guten Eindruck. Wie beim Abtasten in den ersten Runden eines Boxkampfes, beäugte man sich beim Einspielen natürlich gegenseitig.

Um 18:00 Uhr war es dann aber vorbei mit dem Abtasten – Martin machte den Anfang gegen den jüngsten Polen, Kamil Jarmolowicz. Beim Stand von 1:1 wurde dieser von Martin regelrecht vorgeführt, allerdings nur bis zum 8:2. Martin verlor diesen Satz noch und musste später sogar zwei Matchbälle abwehren, ehe er im fünften Satz mit einer etwas ruhigeren Spielweise den so wichtigen ersten Sieg holte. Den brauchten wir, denn gegen Topmann Adrian Wiecek, der dem polnischen Erstligateam angehört, rechneten wir uns nichts aus. Matti hatte beim 0:3 erwartet wenig Chancen gegen die Offensive von Wiecek. Ein richtungsweisendes Spiel stand mir also gegen Spielertrainer Tomasz Sposob bevor. Trotz vieler Flüchtigkeitsfehler ging ich mit 2:1 in Führung, als Sposob besser ins Spiel fand und mir nur noch wenige Möglichkeiten ließ. Ich verlor mit 2:3 und war nicht wirklich zufrieden.

Somit standen Martin und ich im Doppel unter Druck. Wir hatten Matti bewusst aus dem Doppel rausgelassen, da er aufgrund seiner Verletung an der Schlaghand nicht fit war. Martin und ich rechneten zwar mit einer zumindest kleinen Siegchance, doch wir unterlagen in drei knappen Sätzen. Über dem Tisch waren uns die Profis (zumindest Wiecek lebt und trainiert wie ein Profi) einfach überlegen. Nun stand es also bereits 1:3, als Wiecek gegen Martin in die Box stieg.

Dann passierte etwas, womit niemand wirklich gerechnet hätte. Zwar ist Martin dafür bekannt, an guten Tagen fast jeden seiner Gegner schlagen zu können, aber häufig mangelt es seinem Spiel an Konstanz. Gegen Wiecek hielt er allerdings bis zum Ende durch. Endlich gab es auch tolle Ballwechsel zu sehen, die bis dahin eher ausgeblieben waren. Nach einer extrem guten Leistung von Martin und 'ner Menge Glück im Entscheidungssatz konnte er den polnischen Spitzenspieler tatsächlich bezwingen, was vom Publikum mit viel Beifall belohnt wurde. Jetzt keimte natürlich nochmal Hoffnung auf.

Diese Hoffnung machte ich zu Beginn meines Spiels gegen Jarmolowicz gleich wieder zunichte. Ich kam nicht richtig ins Spiel, wurde oft ausgeblockt. Mit 0:2 und 8:9 im dritten Satz lag ich zurück, aber das konnte es einfach nicht gewesen sein. Unter den unermüdlichen Anfeuerungsrufen der Zuschauer schaffte ich die Wende und sorgte damit für das 3:3. Wir hatten also tatsächlich ein Endspiel um den Einzug ins Viertelfinale. Und da Matti niemand ist, der ängstlich in ein Spiel geht, traute man ihm einiges zu. Aber Sposob war letztlich nicht zu schlagen. Er legte nochmal 'ne Schippe drauf und ließ Matti nur den zweiten Satz gewinnen. Alle anderen Sätze gingen deutlich an den Polen.

Schade, schade, gerne hätten wir unsere Negativserie beendet, aber die Niederlage gegen Polen ist irgendwie charakteristisch für den Verlauf unserer Rückrunde. Momentan ziehen wir häufig den Kürzeren, wenn es wirklich wichtig wird.

Trotzdem – es war sicherlich das spannendste Intercupspiel, das wir in Lunestedt je erlebt haben. Und es funktionierte abseits des Tisches so gut, weil wieder so viele Leute mit anpackten. Vielen, vielen Dank für die ganzen helfenden Hände. Nur gemeinsam geht’s!

Dennis Heinemann