TSV Lunestedt
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09.01.15 ASD A4 Verzuolo TT - TSV Lunestedt 4:1

Profihafte Amateure

Es war schon ein besonderes Gefühl als Matti, Oldo und ich die Tür zur Sporthalle in Verzuolo am 27.12.2014 um ca. 17:45 Uhr betraten. Hier sollten wir spielen. Intercup in Italien. Wie das allein schon klingt - wie Champions League in Barcelona. Oder so ähnlich.

Alles war angerichtet. Die Musik lief, der Court war aufgebaut. Es wirkte tatsächlich ein wenig professionell. Auf der Tribüne tummelten sich schätzungsweise 100 Zuschauer, die uns mit einem aufmunternden Applaus empfingen. Und Aufmunterung konnten wir gut gebrauchen, denn nichts lief an diesem Tag nach Plan. Die Anreise hatten wir uns definitiv anders vorgestellt. Nachdem wir am Vormittag des zweiten Weihnachtstags gemeinsam mit Betreuer Sven Plaschke und den beiden Spielerfrauen Franzi und Ann-Kathrin im Lune-Bus aufgebrochen waren, verbrachten wir nach einem angenehmen Freundschaftsspiel gegen den TTV Auggen (südlich von Freiburg) eine Nacht im dortigen Nachbarort. Am Tag des Spiels wollten wir uns zeitig auf den Weg machen, um möglichst stressfrei anzukommen. Den ersten Strich durch diese Rechnung machte Oldo’s Rücken. Schon beim Testspiel gegen Auggen musste er aufgrund eines Hexenschusses passen. Zu stark waren die Schmerzen. Ein Besuch im Krankenhaus war also unumgänglich. Natürlich war dort mehr als ein Rezept gegen starke Schmerzen nicht zu holen. Lange sah es so aus, als würde Lunestedts separat angereister Mr. Tischtennis - Helmut Koch - seinen ersten internationalen Einsatz bekommen, doch Ibuprofen 800 zeigte bei Oldo eine schnelle Wirkung. Allerdings ließen die Straßenverhältnisse zwischenzeitlich zu wünschen übrig, sodass schnell abzusehen war, dass wir uns verspäten würden. Das Spiel, das eigentlich für 17 Uhr angesetzt war, wurde kurzfristig auf 18 Uhr verschoben. Dennoch blieben uns nach sieben Stunden Fahrt nur ca. 15 Minuten Einspielzeit, ehe wir einsatzbereit sein mussten. Das schaffen nicht mal Profis.

Doch es blieb noch weniger Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Ehe ich mich versah, stand mir Verzuolos Nummer eins, Catalin Negrila, gegenüber. Ein 40-jähriger Rumäne, der sich auf Platz 25 der italienischen Rangliste befinden soll. Spielfluss kam vor der ansehnlichen Kulisse leider fast gar nicht zu Stande. Viel passierte im Aufschlag-Rückschlag-Bereich. Nach der Hektik war es schwer einen Zugang zum Spiel zu finden. Völlig chancenlos blieb ich bei der 0:3 Niederlage zwar nicht, aber Negrila war letztlich einfach stärker, vor allem über dem Tisch. Etwas ernüchternd, denn nach dem ganzen Aufwand hätte ich mir natürlich ein besseres Spiel gewünscht.

Umso beruhigender, dass Matti im Anschluss deutlich schneller zu seinem Spiel fand. Offenbar hatte er weniger Probleme, sich zu akklimatisieren. Gegen Giovanni Damasco besann er sich auf seine Ballsicherheit, machte wenig Fehler im Block und übernahm zum richtigen Zeitpunkt die Initiative.

Ausgleich - nun waren wir gespannt, wie Oldo sich wohl schlagen würde. Die Schmerzen schienen ihn nicht stark zu beeinflussen. Er spielte gut. Leider tat Mattia Garello das auch. Mit seiner sehr aggressiven Spielweise ließ er Oldo ein ums andere Mal Bälle sammeln, machte jedoch auch immer wieder Fehler. Kategorie Hop-oder-Top. Einem Blockspieler wie Oldo spielt das natürlich in die Karten. Im Entscheidungssatz befand er sich schon auf der Siegerstraße, ehe der Faden riss. Das hätte das Break sein können.

Egal, im Doppel rechneten wir uns schon etwas aus. Doch ausgerechnet an diesem Tag lieferten Matti und ich gegen Negrila und Garello eine schwache Leistung ab. Bei allem Respekt vor der Leistung der Italiener - da hätte unsere Gegenwehr größer sein können und müssen. 1:3 stand am Ende auf dem Papier.

So lautete auch der Zwischenstand, als es zum Duell der beiden Spitzenspieler kam. Mit dem Rücken zur Wand musste Matti es nun mit dem Rumänen aufnehmen, der ihm im ersten Satz gleich mal die Grenzen aufzeigte. Im taktischen Bereich gelang es Matti jedoch, Kleinigkeiten zu verändern, was Negrila vor Probleme stellte. Das Blatt wendete sich - Matti führte 2:1 und zeigte sich präsenter als im noch im Doppel. Den Vierten musste er nach einer Führung noch unglücklich abgeben, der Fünfte verlief bis zum 6:6 auf Augenhöhe. Doch in dieser wichtigen Phase ließ Matti die wenigen Möglichkeiten ungenutzt, wodurch sich Negrila so gerade noch den umjubelten Sieg schnappte.

„Hmm…“ Mehr fiel mir direkt nach Spielende erstmal nicht ein. Ich war nicht maßlos enttäuscht. Aber es ist schon unglücklich gelaufen. Ich will nicht behaupten, dass wir bei einer entspannteren Anreise gewonnen hätten, aber es wäre uns sicher gelungen, die Partie enger zu gestalten. Allerdings war das beim äußerst netten Abendessen, bei dem wir (und alle Zuschauer) mit regionalen Spezialitäten und nicht wenig Alkohol versorgt wurden, längst vergessen. Außerdem muss man sich immer wieder deutlich machen, dass es schon großartig genug ist, an einem solch internationalen Wettbewerb überhaupt teilnehmen zu können. In diesem Sinne vielen Dank an alle, die uns in jeglicher Form unterstützt haben.
Während der nächsten Tage, die wir noch in Italien verbrachten, wurde kaum noch über das Spiel gesprochen. Dafür hatten wir beim Skifahren in traumhaften Skigebieten einfach zu viel Spaß. Das war es auch, was diesen Trip ausmachte. Eben nicht nur das Intercupspiel, sondern vielmehr die Reise an sich. Dennoch - sollte es noch einmal ein Spiel im Ausland geben, so werden wir mit Sicherheit schon einen Tag früher anreisen. Wie Profis eben. Und nicht wie profihafte Amateure ;)

Dennis Heinemann