Cluj-Napoca. Der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) hat schon vor der Austragung der Viertelfinalbegnungen bei den U21-Europameisterschaften in Cluj-Napoca (Rumänien) einen Medaillengewinn im Einzel sicher. Nach ihren Achtelfinalerfolgen am Samstagvormittag spielen heute um 17.10 Uhr Franziska Schreiner (Langstadt) und Sophia Klee (Weinheim) in einem nationalmannschaftsinternen Duell die einzige deutsche Halbfinalistin bei diesen Titelkämpfen aus. Für den an Position eins gesetzten Düsseldorfer Kay Stumper und Mia Griesel (Tostedt) ist das Turnier hingegen mit der Runde der besten 16 beendet. Die Tische 1 und 2 des Turniers werden von der ETTU live gestreamt.
Verdienter Arbeitssieg für Franziska Schreiner
In einem schwer umkämpften Match hat sich die an Position acht gesetzte Franziska Schreiner gegen Materialspielerin Anna Brzyska vollkommen verdient durchgesetzt. Die unorthodox spielende Polin, die auf beiden Seiten mit Noppen-außen-Belägen nahe am Tisch agiert, zwang die Vorjahresdritte zwar in den siebten Durchgang, konnte jedoch den verdienten Sieg der Deutschen mit 11:6 im Entscheidungssatz nur hinauszögern, aber nicht verhindern. Franziska Schreiner freute sich über den Viertelfinaleinzug: "Das war ein schwieriges Match, in dem ich mich zum Glück mit 4:3 behaupten konnte. Mein Gegnerin hat ein sehr unangenehmes System und ich hatte noch nie gegen sie gespielt. Ich hoffe, dass ich weiterhin eine gute Perfomance bei der EM zeige, aber gegen die eigene Teamkameradin ist es nie so ganz einfach. Sophia und ich sind jetzt sehr weit gekommen und wir werden auf jeden Fall ein gutes Spiel abliefern." Bundestrainerin Lara Broich sah einen verdienten Sieg Schreiners: "Wenn Franzi ihre Taktik konsequent gespielt hat, war ihre Gegnerin weitgehend ohne Chance. Zwischendurch hat sie allerdings manchmal etwas den Faden verloren und ist von der ursprünglichen Taktik abgewichen, dadurch wurde es enger als nötig."
Sophia Klee gegen Dari mit deutlicher Steigerung
Die Viertelfinalgegnerin Schreiners kommt aus dem eigenen Reihen und heißt Sophia Klee. Einen Tag nach ihrer Zwischenrunden-Niederlage gegen die Schwedin Rebecca Muskantor, die sie um ein Haar die Teilnahme an der Endrunde gekostet hätte, präsentierte sich die Weinheimerin wie ausgewechselt und triumphierte mit 4:2 über Helga Dari. Klee setzte sich gegen die bis dahin im gesamten Turnier noch ungeschlagene Ungarin mit 11:6, 9:11, 11:6, 9:11, 11:9 und 11:7 durch und freute sich anschließend: "Wir kennen uns schon sehr lange aus der Jugendzeit. Sie liegt mir eigentlich vom Spielsystem, aber ich war dennoch etwas nervös, da ich meine eigene Leistungsstärke nach der langen Verletzungspause ohne Wettkämpfe noch nicht so gut einschätzen kann. Deshalb bin ich umso erleichterter, dass ich das Match gewinnen konnte. Das war ein sehr wichtiger Sieg für mein Selbstvertrauen. Mit dem Einzug in das Viertelfinale bin ich sehr zufrieden, damit habe ich bei dieser EM mein Ziel erreicht. Ich freue mich jetzt einfach auf das Spiel gegen Franzi. Ich werde versuchen, locker zu bleiben und hoffe, dass es ein schönes Spiel wird." Bundestrainerin Lara Broich lobte: "Sophia hatte zwar heute ein paar Höhen und Tiefen, hat sich aber gegenüber gestern erheblich steigern können."
Mia Griesel unterliegt Goldaspirantin Pavade
Für Mia Griesel hingegen sind die U21-Europameisterschaften beendet. Die erst 16 Jahre Tostedterin spielte ein starkes Turnier, vermochte im Achtelfinale aber die Kreise der zwei Jahre älteren Goldmedaillenaspirantin Prithika Pavada, die 2020 das Turnier bereits gewinnen konnte, diesmal noch nicht ausreichend einzuschränken. Die zweifache U15-WM-Bronzemedaillengewinnerin steigerte sich gegen die Nummer 108 der Damen-Weltrangliste zwar von Satz zu Satz, konnte das 3:11, 6:11, 8:11 und 8:11 gegen die französische Linkshänderin aber nicht verhindern. Bis auf Durchgang eins war Mia Griesel mit ihrer Leistung zufrieden: "Der erste Satz war wirklich nicht so gut, da habe ich zu einfach gespielt. Danach aber lief es besser und besser. Ich bin sehr zufrieden mit der EM. Das war ein sehr gutes Turnier für mich." Bundestrainerin Lara Broich sieht das ebenso: "Mia hat das gut gemacht, hat Pavade zwischenzeitlich immer wieder unter Druck setzten können. Sie hat die Favoritin etwas geärgert, mehr war aber noch nicht drin. Insgesamt hat Mia eine sehr ordentliche EM gespielt. Mia spielt jetzt seit Wochen auch bei den WTT-Turnieren auf hohem Niveau und hat dies auch hier bei der EM in Rumänien eindrucksvoll unter Beweis gestellt." Pavade trifft nun im Viertelfinale auf die Ukrainerin Anastasiya Dymytrenko. Die Siegerin der Partie wird im Halbfinale die Gegnerin von Franziska Schreiner oder Sophia Klee sein.
Kay Stumper hat im Duell der Europameister das Nachsehen
Kay Stumper hat bei den Herren den Einzug in das Viertelfinale verpasst. Der an Position eins gesetzte Düsseldorfer verlor das Duell der U19-Europameister von 2021 und 2022 gegen den Rumänen Eduard Ionescu, und dies sogar überraschend deutlich mit 9:11, 4:11, 9:11 und 8:11. Bereits am Donnerstag hatte der bei der EM nicht in Bestform spielende Stumper zum Auftakt der Zwischenrunde gegen den Franzosen Lilian Bardet eine unerwartete 1:4-Niederlage einstecken müssen. Kay Stumper stand befand nach seinem Ausscheiden selbstkritisch: "Das war einfach ein ganz, ganz schlechtes Spiel von mir. Ich habe leider an Tisch eins wie am Donnerstag gegen Bardet auch heute nicht meinen Rhythmus und kein Gefühl für das Match gefunden. Ionescu hat nicht schlecht gespielt. Aber ich konnte nicht ansatzweise das Niveau erreichen, das ich in den letzten Wochen und Monaten gespielt habe. Ich hatte wie in den Tagen zuvor auch heute etwas Probleme an der Hüfte, aber das soll keinerlei Ausrede sein. Aber gestört hat es natürlich schon bei den meisten Schlägen. Ich hoffe, dass ich bald regenerien kann und schnell wieder ganz fit bin."
Stumper machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: "Ich bin mit hohen Erwartungen nach Rumänien gereist und hatte nach den guten letzten Wochen auch das Gefühl, dass ich das Turnier gewinnen kann. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Ich habe zwei Spiele verloren, die ich normalerweise meiner Meinung nach nicht verlieren würde. Aber die Niederlagen waren recht deutlich, das muss ich anerkennen. Dass muss ich jetzt erst einmal verdauen - und dann geht es hoffentlich bald wieder gut für mich weiter." Bundesstützpunkttrainer Xiaoyong Zhu sah die Probleme seines Schützlings nicht im physischen Bereich: "Kay konnte bei der EM nicht sein normales Leistungsvermögen abrufen. Die Gründe dafür sind meiner Meinung eher im mentalen Bereich zu suchen. Er war an Eins gesetzt, hat in der Bundesliga gut gespielt und kommt dann zu einem Turnier, wo er auf einmal der Gejagte ist und mehr Gegenwehr bekommt als erwartet. Auch die Gegner schlafen nicht und kämpfen gegen ihn als Favoriten bis zum Umfallen. Die vielleicht etwas anderen Spielverhältnisse oder leichte Hüftprobleme sind hingegen kein entscheidender Grund. Wenn man antritt, dann muss man das alles vergessen und allein auf sein Spiel fokussiert sein."
Die Spiele der Deutschen am Samstag
Herren, Achtelfinale
Kay Stumper - Eduard Ionescu ROU 0:4 (-9,-4,-8,-8)
Damen, Achtelfinale
Sophia Klee - Helga Dari HUN 4:2 (6,-9,6,-9,9,7)
Franziska Schreiner - Anna Brzyska POL 4:3 (7,-7,-8,6,7,-6,6)
Mia Griesel - Prithika Pavade FRA 0:4 (-3,-6,-8,-8)
Damen, Viertelfinale
17.10 Uhr: Franziska Schreiner - Sophia Klee
Links
DAS U21-AUFGEBOT DES DTTB
Damen-Einzel: Mia Griesel (MTV Tostedt), Sophia Klee (TTC Weinheim), Naomi Pranjkovic (SV DJK Kolbermoor), Franziska Schreiner (TSV Langstadt)
Damen-Doppel*: Griesel/Schreiner, Pranjkovic/Charlotte Bardsley ENG
*Sophia Klee spielt kein Doppel
Herren-Einzel: Tom Schweiger (FC Bayern München), Vincent Senkbeil (SC Buschhausen), Kay Stumper (Borussia Düsseldorf), Lleyton Ullmann (TTC GW Bad Hamm)
Herren-Doppel: Stumper/Senkbeil, Schweiger/Ullmann
Mixed*: Schreiner/Stumper, Pranjkovic/Schweiger, Griesel/Senkbeil, Ullmann/Emilija Riliskyte LTU
*Sophia Klee spielt kein Mixed
Trainer-Team: Lara Broich (Bundestrainerin Jugend 19 weiblich), Dustin Gesinghaus (Bundestrainer Jugend 19 männlich), Xiaoyong Zhu (Bundesstützpunkttrainer)
Physiotherapeutin: Maria Först (Neuss)
Schiedsrichter: Jürgen Wernerus (Würselen)